
Dunja ist erwachsene Schwester eines Menschen mit Behinderung. 2021 hat die freie Journalistin im Magazin DER SPIEGEL in einem sehr persönlichen Artikel ihre Angst und Auseinandersetzung mit dem Thema Schwangerschaft mit uns geteilt.
Es geht mir darum, dass wir miteinander ins Gespräch kommen über die Themen, die uns bewegen, und ich möchte dazu beitragen, dass wir sicht- und hörbar werden (füreinander, aber auch für alle anderen, die sich für unsere Situation interessieren oder interessieren sollten). Auch jenseits dieser Facebookgruppe. Ein Podcast schien mir da ein gutes Format.
Der Podcast ist auf Spotify, iTunes und anderen gängigen Kanälen, über die ihr so eure Podcasts bezieht zu finden
- BLICK | PUNKT | GESCHWISTER- Wir engagieren uns für Geschwister von Menschen mit Behinderung. Wir sind vier Frauen, die sich individuell mit ihren eigenen Stärken für (erwachsene) Geschwister einsetzen. Durch dieses Engagement haben wir uns kennengelernt und nun zusammengeschlossen, um gemeinsam noch mehr erreichen zu können.
- Beiträge von Dunja Batarilo im DER SPIEGEL
Hallo,
meine Therapeutin hat mich auf diesen Potcast hingewiesen, ich habe Folge 6 und 7 bereits gehört, es juckte sofort in meinen Fingern, zu schreiben.
Ich bin bereits 58 Jahre alt, habe einen geistig und körperlich schwerstbehinderten Bruder, der 65 Jahre alt ist. Seine Behinderung rührt von Sauerstoffmangel bei der Geburt her. Im letzten Sommer erhielten wir die Diagnose Lymphknotenkrebs, seine Lebenserwartung erstreckt sich lt. den Ärzten noch auf 1 bis 1 1/2 Jahre. Zur gleichen Zeit verstarb meine Mutter. Und es gab Außeinandersetzungen zwischen uns Geschwistern, seitdem habe ich zu ihnen keinen Kontakt mehr.
Ich kann nur zustimmen, dass sich für jedes Geschwisterkind die Situation anders entwickelt, es viel vom Umgang der eigenen Familie abhängt, ob man sein eigenes Leben leben kann. Ich habe noch eine 60-jährige Schwester und einen weiteren 63-jährigen Bruder. Vor ca. 7 Jahren habe ich die gesetzliche Betreuung für meinen behinderten Bruder übernommen, weil meine Eltern es nicht mehr machen konnten.
Mein Leben war nie selbstbestimmt, schon früh stand für meine Eltern fest, dass ich die Aufgabe der Fürsorge für meinen Bruder übernehmen werde. Meine Geschwister waren hier immer außen vor. Ziemlich spät begann ich, die Entscheidungen meiner Eltern und Geschwister zu hinterfragen und auch mich zu fragen, weshalb ich nie „nein“ sagte. Es war einfach selbstverständlich. Heute habe ich oft das Gefühl, um meine Kindheit, Jugend und ein erfülltes Leben gebracht worden zu sein.
Ich kann zwar Verständnis für das Verhalten meiner Eltern aufbringen, trotzdem bringt es mir die Jahre nicht zurück.
Im letzten Jahr habe ich begonnen, meine Geschichte aufzuschreiben. Ich kann aber nicht dranbleiben, weil ich oft den Gedanken habe: „Wen interessiert das schon, andere Menschen hatten es auch nicht einfach. Hör einfach auf zu jammern.“
Ich finde es gut, dass diesem Thema Zeit gewidmet wird und man sich austauschen kann. Und ich hoffe, dass es für Geschwisterkinder heute einfacher wird, die Gesellschaft von der Stigmatisierung ablässt und auch die betroffenen Familien sich jede mögliche Hilfe holen.