Für immer anders – und total normal!

Etwa vier Millionen „Erwachsene Geschwister“ leben in Deutschland. Wo stecken sie, wie leben sie? Was für Sorgen Nöte, Freuden und Besonderheiten machen ihr Leben aus? Was denken, wissen, fühlen sie – und wo könnten sie Unterstützung gebrauchen? Lasst uns drüber reden, und das immer mehr auch öffentlich. „Für immer anders“ ist einer der Versuche, damit anzufangen. Ein Podcast von Dunja Batarilo
 
Dunja ist erwachsene Schwester eines Menschen mit Behinderung. 2021 hat die freie Journalistin im Magazin DER SPIEGEL in einem sehr persönlichen Artikel ihre Angst und Auseinandersetzung mit dem Thema Schwangerschaft mit uns geteilt. 
 
Es geht mir darum, dass wir miteinander ins Gespräch kommen über die Themen, die uns bewegen, und ich möchte dazu beitragen, dass wir sicht- und hörbar werden (füreinander, aber auch für alle anderen, die sich für unsere Situation interessieren oder interessieren sollten). Auch jenseits dieser Facebookgruppe. Ein Podcast schien mir da ein gutes Format.
 
Der Podcast ist auf Spotify, iTunes und anderen gängigen Kanälen, über die ihr so eure Podcasts bezieht zu finden
 
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Beschreibung Folge 7: Die lange Reise zum eigenen Wert – Naomi erzählt

Gibt es typische „Geschwisterverhaltenweisen“? Naomi, 28, sagt: ja. Schonungslos ehrlich erzählt sie von sich selbst und dem Weg, den sie gegangen ist. Von toxischen Beziehungen und der Sucht, gebraucht zu werden. Von einer Kindheit, in der sie neben ihrem schwerst mehrfachbehinderten Bruder sehr alleine war. Von (fehlendem) Selbstwert, Schuldgefühlen und Verantwortung und echten Tiefpunkten — aber auch den Einsichten und Erkenntnissen, die sie weitergebracht haben. „Irgendwann habe ich begriffen: Das bin ja gar nicht ich, die falsch ist“. Und: „Ich habe allen Grund wütend zu sein: Und zwar auf die Strukturen! Unsere Geschwister sind schon unsichtbar in dieser Gesellschaft, und wir sind noch unsichtbarer.“

Naomi hat Soziale Arbeit studiert und engagiert sich für Erwachsene Geschwister. Sie ist auf Instagram unterwegs, wo sie Beiträge über sich und ihre Situation als Schwester

 

https://open.spotify.com/episode/22nMPc9xQS9eaV5S15l1s5

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Beschreibung Folge 6: Autonomie oder Verantwortung? – Gespräch mit Stella

Stella lebt und arbeitet in New York. Ihr Bruder hat das Downsyndrom und lebt in einem Wohnheim. Benachteiligt oder eingeschränkt hat sie sich nie gefühlt, sie ist einfach ihren Weg gegangen. Die Frage: „Warum übernehme ich nicht mehr Verantwortung?“ stellt sich ihr erst, als sie sich verlobt und vor der Frage steht, wo und wie sie leben will. Plötzlich ist da dieser Satz: „Meine Freiheit ist dein Nachteil.“

Wir sprechen über Autonomie und Verantwortung, Fürsorge und Freiheit – und Entfaltungsmöglichkeiten für unsere Geschwister und für uns. Stella wünscht sich mehr Solidarität: „Wenn die Gesellschaft einen kleinen Schritt mehr machen würde, dann wäre das für meinen Bruder ein gigantischer Schritt – und auch für mich.“
 

https://open.spotify.com/episode/4VGCMR5J7bNh2WBNfr3gwI

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Beschreibung Folge 5: Familienplanung und Kinderwunsch – Gespräch mit Barbara

Partner finden, Kinderkriegen – für die meisten Menschen gehört das einfach fraglos zum Leben dazu. Barbara, heute 37, musste für sich feststellen, dass diese Fragen für sie ganz besondere Tücken bereit hielten. Schlussendlich hat sie ein gesundes Baby zur Welt gebracht . Aber, sagt sie: „Der Weg dahin war weit.“ Barbaras Bruder hat das Downsyndrom; ein „normales“ Kind zu bekommen, war für sie keine Selbstverständlichkeit. Ein Gespräch über Zukunftspläne und Schuldgefühle, über Loyalität und Angst, über diagnostische Möglichkeiten und ihre Fallstricke. Über Mut und Sehnsucht, und die Einsicht, dass (neues) Leben ohne Risiko nicht zu haben ist.
 

https://open.spotify.com/episode/05aMq5uRs4RICjoySCTB4d

 

Beschreibung Folge 4: Resilienz für „Geschwisterkinder“ – Gespräch mit Kerstin Kowalewski vom ISPA Augsburg

Wie geht es Kindern, die an der Seite eines Geschwisters mit Behinderung aufwachen? Was erleben sie, was brauchen sie, was macht sie stark? Was beschäftigt Geschwisterkinder, in welchem Alter? Spannend sind solche Fragen auch für Erwachsene Geschwister – denn in uns allen steckt das Kind von damals. Damals wie heute liebt und lacht es, ist solidarisch oder wütend, manchmal auch traurig und überfordert. Kerstin Kowalewski arbeitet seit über zehn Jahren mit Geschwisterkindern, sie hat unter anderem die Ausbildung für Geschwisterfachkräfte mitkonzipiert und dazu beigetragen, dass Seminare für Geschwister im Kindesalter heute von den Krankenkassen bezuschusst werden. Sie hat etliche Geschwisterkinder zum Teil über Jahre hinweg begleitet und erzählt davon, was diese Kinder beschäftigt. Das sind Themen wie Gerechtigkeit und Fairness, Diskriminierung, Wut, Trauer, Verantwortung, Sorge, oft tiefe Liebe. Wir sprechen über existenzielle Fragen und Lösungsansätze – für Kleine wie für Große. Eine Folge, die sich explizit auch an Eltern, Großeltern, LehrerInnen und und alle richtet, die privat oder beruflich mit Geschwisterkindern zu tun haben.
 

https://open.spotify.com/episode/1KIsh0eBn32EnsZeY0v8BJ

Beschreibung Folge 3: Zwangsläufig existenziell – Johanna erzählt ihre Geschichte

Johanna, Mitte zwanzig, hat eine jüngere Schwester mit schwerer mehrfacher Behinderung und hohem Pflegebedarf. Diese Folge erzählt von den Schwierigkeiten, die ein überlastetes Familiensystem mit sich bringen kann, und von den Wegen, die ins eigene Leben führen. Davon, wie das Echo der Vergangenheit heute aussieht, und wie das Jetzt gestaltet werden kann. Und davon, wie wichtig Unterstützungsstrukturen nicht nur für die Menschen mit Behinderung sondern auch für ihre Angehörigen sind. Johannas Botschaft: Passt auf euch auf! Und redet miteinander.
 

https://open.spotify.com/episode/4wskyeF1yKtvKHdOzf6Cpo

Beschreibung Folge 2: Das Geschwister-Dilemma – Gespräch mit Florian Schepper, Psychologe

Florian Schepper ist einer der wenigen, der sich in Deutschland mit Thema „Erwachsene Geschwister“ befasst. Seit über zehn Jahren ist er am Uniklinikum Leipzig tätig, begonnen hat alles mit Geschwistern von krebskranken Kindern. Warum schwere chronische Krankheit und Behinderung sich auf die Familien oft ähnlich auswirken, was „Geschwisterkinder“ auszeichnet, in der Kindheit und lebenslang, vor welchen besonderen Herausforderungen sie stehen und was helfen kann, wenn die Wogen besonders hoch schlagen – darüber sprechen wir in dieser Folge.
 

https://open.spotify.com/episode/6KRKNtKXauoAKDs8uHOqTP?si=z91I2fW9TK2wIflBPj0-cQ&nd=1

Beschreibung Folge 1: Du bist nicht allein! Geschwister brauchen eine Lobby. Gespräch mit Sascha Velten

Sascha Velten hat einen Bruder mit schwerer mehrfacher Behinderung. Total normal – für ihn. Und überhaupt kein Ding. Oder? Dass die familiäre Situation nicht nur toll sondern auch eine Belastung ist, wurde ihm erst klar, als er im Erwachsenenalter plötzlich Panikattacken bekam. Es folgten ein Reha-Aufenthalt, jede Menge innere und äußere Auseinandersetzung, Vernetzung mit anderen Geschwistern – und der Gang an die Öffentlichkeit. Sascha ist einer der wenigen, der über seine Situation als Bruder eines Menschen mit Behinderung ganz offen spricht. Für ihn ist klar: „Wir brauchen eine Lobby!“

https://open.spotify.com/episode/6kNh1nRLp62XPtc7aBvkvc?si=OhSOdyOVS-eVjfow8XNIVw

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One thought on “Für immer anders – und total normal!

  1. Hallo,
    meine Therapeutin hat mich auf diesen Potcast hingewiesen, ich habe Folge 6 und 7 bereits gehört, es juckte sofort in meinen Fingern, zu schreiben.
    Ich bin bereits 58 Jahre alt, habe einen geistig und körperlich schwerstbehinderten Bruder, der 65 Jahre alt ist. Seine Behinderung rührt von Sauerstoffmangel bei der Geburt her. Im letzten Sommer erhielten wir die Diagnose Lymphknotenkrebs, seine Lebenserwartung erstreckt sich lt. den Ärzten noch auf 1 bis 1 1/2 Jahre. Zur gleichen Zeit verstarb meine Mutter. Und es gab Außeinandersetzungen zwischen uns Geschwistern, seitdem habe ich zu ihnen keinen Kontakt mehr.

    Ich kann nur zustimmen, dass sich für jedes Geschwisterkind die Situation anders entwickelt, es viel vom Umgang der eigenen Familie abhängt, ob man sein eigenes Leben leben kann. Ich habe noch eine 60-jährige Schwester und einen weiteren 63-jährigen Bruder. Vor ca. 7 Jahren habe ich die gesetzliche Betreuung für meinen behinderten Bruder übernommen, weil meine Eltern es nicht mehr machen konnten.

    Mein Leben war nie selbstbestimmt, schon früh stand für meine Eltern fest, dass ich die Aufgabe der Fürsorge für meinen Bruder übernehmen werde. Meine Geschwister waren hier immer außen vor. Ziemlich spät begann ich, die Entscheidungen meiner Eltern und Geschwister zu hinterfragen und auch mich zu fragen, weshalb ich nie „nein“ sagte. Es war einfach selbstverständlich. Heute habe ich oft das Gefühl, um meine Kindheit, Jugend und ein erfülltes Leben gebracht worden zu sein.

    Ich kann zwar Verständnis für das Verhalten meiner Eltern aufbringen, trotzdem bringt es mir die Jahre nicht zurück.

    Im letzten Jahr habe ich begonnen, meine Geschichte aufzuschreiben. Ich kann aber nicht dranbleiben, weil ich oft den Gedanken habe: „Wen interessiert das schon, andere Menschen hatten es auch nicht einfach. Hör einfach auf zu jammern.“

    Ich finde es gut, dass diesem Thema Zeit gewidmet wird und man sich austauschen kann. Und ich hoffe, dass es für Geschwisterkinder heute einfacher wird, die Gesellschaft von der Stigmatisierung ablässt und auch die betroffenen Familien sich jede mögliche Hilfe holen.

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