Am letzten Oktober Wochenende bekam dieser Satz in Köln eine ganz neue Bedeutung. So hatten siebzehn erwachsene Geschwister aus verschiedenen Teilen Deutschlands den Entschluss gefasst, sich auf ein Wochenende voller Überraschungen und kleiner Abenteuer einzulassen.
„Ich bin jetzt mal mutig“
Begleitet von Angst, Aufregung, Neugierde, Interesse und einem mulmigen Gefühl im Bauch versammelten wir uns Freitagnachmittag in der Jugendherberge in Köln-Riehl. Erste Worte zwischen Menschen deren Kommunikation bisher nur schriftlich erfolgte – ganz schön seltsam. Nach einer Kurzvorstellung in der großen Runde und Kennenlerngesprächen in Kleingruppen bekam jeder die Möglichkeit, sich mit seinen Geschichten, Geschwistern, Gefühlen, und Gedanken vorzustellen.
Da saßen wir nun und hörten einander zu, einer nach dem andern erzählte. Begleitet von Kopfnicken, geduldigen Gesichtern, Mitgefühl und Verständnis kamen immer neue Aspekte, Situationen, Beziehungen und Erlebnisse zum Vorschein und der Topf füllte sich. Ganz schön viel, ganz schön hart und so langsam offenbarte sich, welche geballte Ladung uns an diesem Wochenende bevorstand.
Die ersten fragten sich „Worauf habe ich mir hier eingelassen? Bin ich dem gewachsen? Was macht das mit mir?“
„Ich möchte keinen von Euch missen“
Bunt gemischt wie die Teilnehmer und deren Geschichten, gestaltete sich auch das Programm vielfältig und abwechslungsreich. Von herzhaftem Lachen über traurige Gesichter, den ein oder anderen Tränen, kaputten Füßen nach einem langen Rheinspaziergang, leckerem Essen und Kölsch bis hin zu einer kleinen Verfolgungsjagd im Kölner Nachtleben war alles dabei.
Neben Gesprächen in Kleingruppen oder in der großen Runde, begleiteten uns am Samstag Psychologe Marc Hittmeyer mit einem Beitrag zum Thema „Depression“ und am Sonntag Familientherapeutin Sonja Richter mit ihrem Vortrag über „die Rolle in der Familie“. Interessant zusammengestellt, interaktiv gestaltet und gut verpackt brachten uns die Beiden zum Nachdenken, aber auch zum Lachen, und gaben Impulse für weitere Gespräche. Das eigene Widererkennen im Gesagten und für jeden eine Hand voll Glücksbohnen bekamen wir mit auf den Weg.
Bei gemeinsamen Speisen, Kaffee- und Raucherpausen hatten wir Zeit die vielen neuen Eindrücke zu verdauen und uns auszutauschen, und die Möglichkeit die ein oder andere kleine Glücksbohne von der rechten in die linke Hosentasche wandern zu lassen.
Wie geht es weiter?
Zum Abschied bekam jeder noch einmal das Wort, wir ließen das Wochenende Revue passieren und sammelten Ideen und Meinungen wie die Zukunft der erwachsenen Geschwister aussehen könnte. Unsere beiden Kölner Amir und Sascha, die uns wunderbar durch das Wochenende geleitet haben, ließen anklingen, dass sie das Projekt in der Form und Größenordnung, die es angenommen hat, nicht mehr alleine stemmen können. Die neuen Ideen hinsichtlich regionaler Stammtische, des Aufbaus von Hilfsangeboten, des Umgangs mit der Öffentlichkeit und weiterer Geschwistermeetings wollen wir als Anstoß sehen, weiterdenken und umsetzen.
Danke
Aufgewühlt, überladen mit Eindrücken, Ideen und Geschichten, erschöpft und zufrieden traten wir Sonntagnachmittag den Heimweg an und hofften alle miteinander, dass die Weithergereisten trotz eines Großaufgebotes am Kölner Hbf wegen einer Demo sicher in ihren Zügen ankämen.
Ein herzliches Dankeschön an Amir und Sascha für die Koordination und Organisation vor Ort, an Susanne – Wo wären wir ohne Deinen Forenbeitrag? – und an alle Teilnehmer, denn hätte nur einer von Euch gefehlt, dann wäre alles ganz anders gewesen.