Gerburg und Michael

Manchmal gebe ich aus Neugierde Begriffe in die Suchmaschine ein, und so bin ich auf diese Internetseite gelangt. Ich habe mich riesig gefreut. Und ich freue mich auf das Geschwistermeeting im Oktober!

Gerburg und Michael

Gerburg und Michael. Bild: privat

Allein als Geschwister fühle ich mich nicht:

        • weil ich mit 6 meiner 7 Geschwister mein Schicksal teile
        • weil ich offen über meine Lebensgeschichte spreche, und andere dann auch offen werden
        • weil ich durch meinen sozialen Beruf immer wieder auf KollegInnen treffe, die auch behinderte Geschwister haben

Interessanterweise finde ich in Gesprächen mit „erwachsenen Geschwistern“ viel mehr Gemeinsamkeiten, als mit meinen eigenen Geschwistern. Das ist ein interessanter Aspekt, den ich gerne mal mit euch diskutieren würde.

Und es gibt noch viel mehr Fragen, die ich gerne mit anderen Geschwistern besprechen möchte.

Als ich 14 Jahre alt war, hatte mein jüngster Bruder einen schweren Autounfall. Er lag mehr als 2 Monate im Koma, und als er mit meiner Mutter nach 10 Monaten wieder nach Hause kam, war er behindert und auf fremde Hilfe angewiesen. Ich hatte gehofft, dass mit dem „nach Hause kommen“ alles wieder gut wäre, aber das war nicht so.

Weil ich die ganze Situation als sehr belastend empfunden und mich selbst als Belastung gesehen habe, bin ich mit 17 Jahren ausgezogen, vom Land in eine fremde Stadt. Dann kam das einsamste Jahr, das ich je erlebt habe. Danach wusste ich zwar nicht genau was ich wollte, aber genau, was ich nie wieder haben will.

In einem anderen Leben wäre ich Mathematikerin geworden.

In einem anderen Leben wäre ich Mathematikerin geworden. In diesem Leben habe ich mein Studium abgebrochen und bin Ergotherapeutin geworden. Das ging einher mit einer Krise, die manchmal schwer auszuhalten war. Aus meiner heutigen Sicht sehe ich sie als meine Rettung und große Bereicherung an.
Ich bin jetzt 51 Jahre alt und habe meine Entscheidung nie bereut. Natürlich merke ich, dass ich mich für besondere Familien besonders interessiere und einsetze. Aber warum denn nicht? Nur weil es manchen meiner Mitmenschen lästig ist? Weil sie lieber urteilen als mitzufühlen?

Ich erkenne behinderte Menschen sofort, und ich verweile kurz, um zu schauen, ob meine Hilfe gebraucht wird. Und ich finde das ganz selbstverständlich. Ich komme in meiner Arbeit im sozialen Bereich immer wieder an Aspekte meiner eigenen Geschichte. Ist das nun ein Vorteil? Oder ein Nachteil? Sicher etwas von Beidem!

Und ich musste lernen, mich nicht ausnutzen zu lassen und mich abzugrenzen.
Und ich musste lernen, nicht immer für andere mitzudenken, weil meine Antennen dafür feiner in diese Richtung gestellt sind, als bei vielen anderen Menschen.
Und ich musste lernen, auch mal als erstes an mich zu denken! Auch mal unbequem und anstrengend zu sein. Das sind einige meiner vielen persönlichen Lebensaufgaben, die mich sicher noch weiter begleiten werden.

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