Ines und Bernd: Den Tod unserer Mutter für meinen Bruder „begreiflich“ machen

Nein, er hat ihn nicht verstanden, nicht begriffen, nicht realisiert – den Tod unserer Mutter. Die Heimleitung wollte, dass ich ihn mitnehme zur Bestattung, aber dann hätte er anschließend 14 Tage in Quarantäne gemusst; das hätte er noch weniger verstanden. Die Betreuer vor Ort haben es ihm dann gesagt. Ist nicht angekommen. Eine Video-Konferenz mit mir erreichte ihn ebenfalls nicht. Nachts (Schlaf wird eh‘ völlig überbewertet) fiel mir dann ein, dass die Auflage meiner Ma, ihn ab und zu zu besuchen, ja nicht bedeutet / bedeuten kann und wird, dass ich ab und zu vorbeifahre und ihn zur Limo einlade; sondern echtes Kümmern ist nun wahrlich mehr …. und da schoss mir durch den Kopf, ihm das Ende einer 50-jährigen Ära zu zeigen:

Hier hat er dann zumindest realisiert, dass „sein Sofa“, sein Essplatz, unsere Mama und die für seine fleischlichen Bedürfnisse begnadet kochende Teresa nicht mehr da sind …. genausowenig wie der Blindenführhund unserer Mutter, der ihn immer ein bisschen angeknurrt hat. Bernie ließ sich dann auf die Terrasse lotsen und mit ein paar Pralinchen war die Welt direkt wieder in Ordnung.


Und mit seinem Teddy ging es wieder zurück ins Wohnheim. Aber wirklich „hängengeblieben“ ist es nicht: Bei jedem Besuch möchte er in jedes, wirklich JEDES Auto einsteigen und mit mir wieder ins Elternhaus fahren. Das macht mich immer wieder ganz fertig – wie es dann wohl ihm damit geht, dass es unsere Mutter und dieses Refugium nicht mehr gibt?!

 

Ines und Bernd

Ines ist erwachsene Schwester eines Menschen mit Behinderung und erzählt von sich und ihrem Bruder Bernd in diesem Video-Blog

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